Peter Rösel, Klavier
Die erste Hälfte des Konzerts ist ganz der Wiener Klassik gewidmet. Mit Haydns fulminanter Sonate D-Dur Hob. XVI:37 ist der Auftakt mit großem Elan garantiert; das Werk überzeugt durch atemberaubende Virtuosität und die für Haydn so typischen humorvollen Einfälle. Gleich darauf wird das freudige Dur mit zwei Moll-Werken von Mozart kontrastiert: Das Wiener Publikum lauschte immer gebannt, wenn der Komponist am Klavier vor sich hin fantasierte und ihm neue Musik förmlich aus den Fingern floss. Nur wenige seiner Fantasien schrieb Mozart später nieder, besonders berühmt wurde jene in c-Moll – ein Wechselbad der Gefühle mit brillanten Passagen und träumerischen Inseln. Darauf folgt Mozarts Sonate in c-Moll KV 457, die erst 1990 durch Zufall in einem Safe in Philadelphia wiederentdeckt wurde. Das Werk gilt mit Recht als ein Höhepunkt in Mozarts Klavierschaffen.
Nach der Pause reisen wir weiter in der Zeit und bewegen uns vom 18. ins 19. Jahrhundert. Im Sommer 1879 hatte Johannes Brahms große Lust, Neues für Klavier zu komponieren, während er am österreichischen Wörther See urlaubte. Ein Produkt dieser fruchtbaren Zeit sind die beiden Rhapsodien op. 79. Die Musik fließt besonders frei und scheint auf faszinierende Weise um sich selbst zu kreisen; vielleicht auch deshalb konnte sich Brahms nicht recht entschließen, wie er die beiden Stücke nennen sollte – bis schließlich die Widmungsträgerin „Rhapsodien“ vorschlug. Zum Ende erklingt die vorletzte Klaviersonate von Ludwig van Beethoven. Der feierlichen Eröffnung folgt ein musikalischer Spaß, wenn Beethoven zwei beliebte Gassenhauer von damals in die Sonate einbaut. Höhe- und Schlusspunkt ist aber der letzte Satz, in dem der ganze musikalische Kosmos mit atemberaubender Virtuosität erkundet wird.
PROGRAMM
Joseph Haydn | Sonate D-Dur Hob. XVI:37 |
Wolfgang Amadeus Mozart | Fantasie Nr. 4 c-Moll KV 475 |
Sonate c-Moll KV 457 | |
Johannes Brahms | Zwei Rhapsodien op. 79 |
Ludwig van Beethoven | Sonate Nr. 31 As-Dur op. 110 |